Foto-Workflow
Foto-Workflow
Das
Interesse in vielen Foren an diesem Thema hat mich motiviert, die einzelnen
Aspekte bzw. Schritte eines Workflows noch einmal zu beschreiben, und um
praktische Tipps zur Umsetzung zu ergänzen. Ich will dazu anmerken das es sich
hier natürlich nur um Beispiele handelt die stellvertretend für viele weitere
stehen!
Auffällig
in den Foren ist oft die Tatsache, dass die meisten Themen, wie z.B. wo finde
welches Dropdown-Menü oder welchen Knopf/Schalter muss ich wie einstellen, sehr
„isoliert“ abgehandelt werden. Das hilft zwar oft im Moment, stellt aber keine
Fehler im Workflow ab. Wenn wir davon ausgehen das sich ein Foto, bzw. seine
Entstehung in drei Phasen plus Bildbearbeitung aufteilt, die i.d.R. immer
voneinander abhängig sind, ist klar, dass auch die Fehler oder Probleme in
diesem kausalen Zusammen zu sehen sind. Wenn wir den Entstehungsprozess eines
Fotos betrachten ergeben sich folgende Phasen oder Arbeitsschritte:
Phase 1 Idee: Thema, Aufgabenstellung.
Background-Infos:
Wahl der Örtlichkeit; Rechtliche Fragen (Panoramafreiheit; Recht am Bild).
Bei
geplanten Exkursionen Vorbesichtigung! Ablaufplanung: für die unterschiedlichen
Aufgabenstellungen gibt es entsprechende „Grundregeln“ die aus langjährigen
Erfahrungen resultieren. Wenn ich mich also mit Portrait-Fotografie
beschäftigen will, sollte ich mich zur Vorbereitung auch theoretisch damit
auseinandersetzen! Im Profibereich gibt es für unterschiedliche
Aufgabenstellungen entsprechende Spezialisten, nicht jeder Fotograf beherrscht beispielsweise
die „Food-Fotografie“.
Phase 2 Vorbereitung: Wahl des Equipments in
Bezug auf Örtlichkeit/Sujet, Kameraeinstellung, Wahl der Brennweite/n usw..
Techn.
Vorbereitung: Gebrauchsanweisung der Kamera lesen, die vorgeschlagenen Abläufe
durchprobieren. Nutzung von Kamera-Presets, dazu eigene Presets (nach Bedarf)
festlegen. Anfangs können auch die oft belächelten „Motiv-Programme“ helfen
bestimmte Zusammenhänge zu verstehen. Dazu eine Motiv-Programm anwählen, dann
im Sucher/Display die angezeigten Einstellwerte anschauen, dann das Foto
machen. Alternativ kann man später die Exif-Daten analysieren. Auch bei
aktuellen Kameras kommt man nicht umhin eine Grundzusammenhänge zu kennen: Die
Kameras haben heute einen Dynamikumfang der bis zu 15 Blendenstufen reicht.
Aber mit jeder Erhöhung der Aufnahmeempfindlichkeit (ASA-Wert) sinkt der
Dynamikbereich, und damit auch die Möglichkeit bei der RAW-Entwicklung oder der
Bildbearbeitung Fehler auszubügeln! Ähnliches gilt für den Zusammenhang
Belichtungszeit und Brennweite, eine „verwackelte“ Aufnahme bleibt eine
unscharfe Angelegenheit. Hier gilt: ca. 100 mm Brennweite mindestens doppelten
Zeitwert (125 mm = 1/250 Sek.). Bei Digital-Kameras empfiehlt sich immer eher
knapp unterbelichten als überbelichten, da überbelichtete Stellen später in der
Nachbearbeitung als „weiß“ erscheinen, und da kann auch die beste
Bildbearbeitungsnichts mehr rausholen. Wo hingegen unterbelichtete Stellen
immer noch Reserven haben die durch Aufhellen der Schatten/Tiefen gerettet
werden können.
Phase 3 Realisierung: Fotografieren (einschl.
Entwickeln)
Allg.
Vorbereitung: Zur Kamera passenden RAW-Konverter wählen. Wenn die in Phase 1 +
2 genannten Hinweise entsprechend beachtet und durchgeführt werden, wird i.d.R.
keine weitere Bildbearbeitung hinsichtlich der technischen Qualität der
gemachten Fotos notwendig sein.
Erst nach
diesen drei Phasen kommt die stets subjektive Bildbearbeitung. Diese
kann, je nach Aufgaben-stellung, von der dokumentarischer Umsetzung bis hin zum Composing
reichen! Die Bildbearbeitung kann zwar helfen Fehler oder Unzulänglichkeiten,
die aus den drei Vorphasen resultieren, zu reparieren, aber sie macht aus einem
„schlechten Foto“ kein gutes. Mit anderen Worten: Eine
Bildbearbeitungs-Software ist kein Zauberwerkzeug, sondern Mittel zum Zweck!
Zur
Ergänzung habe ich im Folgenden hier noch einmal meinen persönlichen Workflow
aufgeschrieben. Da ich mit der analogen Fotografie sozusagen erwachsen geworden
bin, habe ich die Umstellung auf das digitale Fotografieren „fließend“ erlebt.
Bestimmte Erfahrungen/Angewohnheiten aus der Analogzeit sind für mich immer
noch arbeitsbestimmend. Die wichtigste ist die, dass ich, was die Menge der
Aufnahmen angeht, heute noch so agiere wie zu Analogzeiten als halt eine
Kleinbild-Filmpatrone noch 36 Aufnahmen hatte: Damals habe ich durchschnittlich
10 – 12 Filme an einem Tag/Veranstaltung Verschossen. Heutzutage sind es eher
noch deutlich weniger, da man die Aufnahmen ja sofort nach der Aufnahme
kontrollieren kann. Der Grund dafür ist eher simpel, denn größere Mengen zwecks
Weiterverarbeitung/Nutzung zu kontrollieren und sortieren, kostete eine Menge
Zeit die nicht bezahlt wurde!
Hier
nun mein persönlicher Workflow:
Analyse
der Aufgabenstellung,
Ortsbesichtigung,
mindestens mit Google-Earth,
Zusammenstellung des Equipments
Ich
benutze je nach Aufgabenstellung unterschiedlich bestückte Fototaschen.
Das große Besteck:
Kamera
D600 FX (früher 2. Kamera als Backup)
Akku-Handgriff,
Reserve-Akkus
Blitzgerät,
Bouncer, Aufheller klein
Remote Control, Timer
SpyderCheckr24
Objektive:
Zenith
2.8/16 Manuell
Sigma AF
1,8/20 EXDG
Nikon AF
2,8/28 Nikkor
Nikon AF
2/35 Nikkor
Nikon AF
1.8/50 Nikkor
Nikon AF
1,8/85 Nikkor
Sigma AF
2,8/28-70
Nikon AF
3.5-4.5/35-105 Nikkor
Sigma AF
2.8/70-210 Aspherical
ND-Filter,
Polfilter
Stativ,
Einbeinstativ
Lange
Brennweiten nach Bedarf!
Und
wichtig: Regenschutz für Kamera!
Kleines Besteck, z.B. Fotospaziergänge:
Kamera
D600 FX
Reserve-Akkus
Aufheller
klein
Remote Control
Objektive:
Sigma AF
1,8/20 EXDG
Nikon AF
2/35 Nikkor
Nikon AF
3.5-4.5/35-105 Nikkor
ND-Filter,
Polfilter
Immer
dabei: Notizblock, Reinigungstuch, Blasebalg/Pinsel, Plastiktüte, Gummiband.
Kamera-Einstellungen
Die
Kamera ist vorkonfiguriert im Bereich Farbraum (AdobeRGB),
Blitzbelichtungszeit(en), ansonsten alle Parameter auf Normal oder Standard,
keine Belichtungskorrektur. An der Kamera habe ich eine Grundeinstellung:
Belichtungsmessung:
Matrixmessung; Empfindlichkeit 200 ASA;
Weißabgleich:
Automatik
Blendenvorwahl
mit Zeitautomatik,
Autofokus:
AF-S, alle Fokus-Sensoren (Felder) ein.
Aufnahme-Format:
RAW auf Karte 1, JPG auf Karte 2, jeweils höchste Qualitätsstufe!
Zusätzlich
habe ich 2 Presets zur Verfügung:
1 für
Action (Sport, schnell bewegende Objekte usw.).
Belichtungsmessung:
Matrixmessung; Empfindlichkeit 800 ASA;
Weißabgleich:
Automatik
Blendenvorwahl
mit Zeitautomatik,
Autofokus:
AF-C, alle Fokus-Sensoren (Felder) ein.
2 für
Stills (Landschaft, Gebäude, unbewegte Objekte).
Belichtungsmessung:
Integralmessung; Empfindlichkeit 100 ASA;
Weißabgleich:
Automatik
Blendenvorwahl
mit Zeitautomatik,
Autofokus:
AF-S, 9 Fokus-Sensoren (Felder) ein.
Bildwiedergabe
an der Kamera: Bild und Histogramm.
Im
Bedarfsfall ändere ich die voreingestellten Parameter natürlich entsprechend
der Situation!
Nach der
Session werden die Bild-Files auf den Rechner überspielt. Ich benutze eine SSD
für die Programme und eine Arbeitsfestplatte, dazu eine Backup-Platte intern
und eine extern.
Der
Import der RAWs wird unter LR 6 abgewickelt, beim Import speichert LR
automatisch die Originale in einen Master-Ordner und auf die externe
Backup-Platte. Die JPGs werden für kurze Zeit in einen Extra-Ordner überspielt.
LR macht automatisch jeden Tag ein Backup des Kataloges auf die interne
Backup-Platte.
Verzeichniss-Name vergeben, Sichtung der Aufnahmen, Vergabe von Stich-/Suchwörtern
Ablauf
RAW-Entwicklung einzelnes Foto:
Weißabgleich
kontrollieren/einstellen, wenn möglich verwende ich eine Farbtafel, die am
Anfang der Session mitfotografiert wird, und auf deren Bezugsfeld der
Weißabgleich gemacht werden kann.
Objektiv-Korrektur
Kontrolle
und Anpassung Belichtung, Kontrast
Anpassung
Klarheit, Dynamik und Sättigung.
Grundschärfung,
die Bildausgabe erfolgt stets als Tiff (240-300 dpi).
Bildausrichtung,
eventuell Beschnitt.
Falls
erforderlich, Stapelverarbeitung aller Aufnahmen einer Session.
Wenn ich
bei der Aufnahme sauber gearbeitet habe, muss ich in LR meist nicht mehr tun!
Zwecks Weiterverarbeitung/-nutzung
erfolgen die weiteren Schritte in einem Bildbearbeitungsprogramm. Für die
Ausgabe als JPG wird der gewünschte Farbraum gewählt und eine dem Endzweck
entsprechende Endschärfung vorgenommen!
So
hintereinander geschrieben sieht das sehr kompliziert aus, ist es aber in der
Praxis nach etwas Einarbeitungszeit gar nicht. Wichtig: diese "Formalisierung" der Abläufe hilft Fehler zu vermeiden!
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