Negative digitalisieren (überarbeitet)


Negative/Dias digitalisieren (überarbeitet)

Seit einiger Zeit wird im Netz verstärkt das Thema „Negative oder Dias digitalisieren“ diskutiert. In der Praxis kann man heute dafür zwei Verfahren anwenden. Einmal das klassische Scannen mit einem entsprechenden Scanner, und zum anderen das Abfotografieren mit einer Digitalkamera. Ziel bei beiden Verfahren ist es, die analogen Aufnahmen für die Nutzung in der digitalen Welt aufzubereiten. Immer handelt es sich bei diesen Verfahren um eine Kopie einer bereits existierenden Aufnahme; prinzipiell kann man auch Papierbilder digitalisieren, allerdings ist die Qualität i.d.R. schlechter als vom Negativ/Dia. Für welches Verfahren man sich letztendlich entscheidet hängt im Grunde davon ab welche Qualität die Kopie haben soll/muss. Anders ausgedrückt, was will ich mit der digitalisierten Kopie machen? Wenn man davon Prints herstellen (lassen) möchte, gilt: je größer der Print, je besser sollte die Qualität (hier die Auflösung) der Kopie sein!

Anmerkung 1: Grundsätzlich sind alle Ergebnisse, ganz gleich mit welcher Technik man digitalisiert, immer nur so gut wie das Ausgangsmaterial ist! Dazu kommt eine gewissenhafte Reinigung des anlogen Ausgangsmaterials, und das man möglichst staubfrei arbeitet.


Da es im Bereich Analogfilm deutlich mehr Negativ-Formate gibt als die im digitalen gebräuchlichen APS-C-, FX- oder MF-Sensoren, ist die erste Frage von welchem Negativ-Format möchte ich eine digitale Kopie erstellen. Hinsichtlich der möglichen Größe des Positiv-Prints ist die Frage entscheidend, welche Auflösung bietet mir das jeweilige Kopierverfahren. Für KB-Negative liegen hier die Anforderungen am höchsten. Hier werden 4.800 dpi (optisch) für einen qualitativ hochwertigen Scan vorausgesetzt, die aber nur von sehr wenigen (Semiprofessionellen-) Scannern realisiert werden können. Darüber hinaus werden, gerade von diesen hochwertigen Geräten, kaum noch aktuelle Modelle neu angeboten. Greift man auf entsprechende Gebrauchtangebote zurück, gibt es oft Probleme mit der Anbindung der jeweiligen Software der Scanner an moderne Betriebssysteme, oder auch ist eine Ersatzteilversorgung nicht mehr gewährleistet! Insgesamt betrachtet ist der finanzielle Aufwand mit ca. 1.500 bis 2.000 € für einen derartigen Scanner, immer noch sehr hoch. Alternativ stehen Dienstleister zur Verfügung die die gewünschte Qualität, z.B. mittels Trommelscanner, zum entsprechenden Preis (ca. 24 € pro Negativ) anbieten. Da ist die Digitalisierung per Kamera durchaus eine gute Alternative, sowohl hinsichtlich der Qualität als auch des Preises!

Für die Digitalisierung ab Negativgröße 6x6 und größer ist das Scannen mit einem Scanner hinsichtlich der Ansprüche an die Auflösung deutlich einfacher, da hier schon gute Ergebnisse bei optischen 3.600 dpi erreichbar sind, die schon Flachbett-Scannern für ca. 800 € bieten. Die Probleme der Planlage der Filme/Negative, die bei diesen Scannern auftreten, lassen sich durch entsprechendes Sonderzubehör zu akzeptablen Preisen meist lösen. Auch bei den größeren Negativformaten kann man natürlich mit Digitalkameras arbeiten, was, wenn man nicht über eine digitale MF-Kamera verfügt, allerdings komplizierter und leider auch aufwändiger ist – Stichwort „stitschen“. Damit ist gemeint das man das Negativ, z.B. ein 6x7 Format auf sechs oder mehr Aufnahmen mit der FX-Digitalkamera aufteilt, und dann mit einer Software (Bildbearbeitung) wieder zusammenfügt. Hiermit wird dann die entsprechende hohe Auflösung in höchster Qualität erreicht. Allerdings mit entsprechendem Aufwand, was man durchaus mit wiederum mit höheren kosten gleichsetzen kann.

Anmerkung 2: Die Frage der individuellen Kosten entscheidet sich natürlich immer vor dem Hintergrund, welches Equipment man sowieso schon besitzt, und was man zusätzlich anschaffen muss!

Vorab sollte man also klären was man warum oder für welchen Zweck digitalisieren will. Geht es darum den Altbestand an Negativen oder Dias aus der analogen Zeit in die „digitale Welt“ zu holen, oder, wie in meinem Fall, auch wieder mit analogen Kameras zu fotografieren, und die Bilder dann im Hybridverfahren weiter zu nutzen und großformatig ausprinten zu lassen.

Wenn man große Bestände digitalisieren will, z.B. Sammlungen oder ähnliches, sollte man sich auch
Darüber im Klaren sein, dass eine Archivierung auf digitalen Medien in regelmäßigen Abständen wiederholt werden sollte, da die Dauerhaltbarkeit und andere technisch bedingte Bedingungen (Verfügbarkeit von Hardware usw.) noch gar nicht endgültig beurteilt werden können! Allgemein geht man davon aus das digitale Medien nicht so lange halten wie analoges Filmmaterial, welches nachweislich bei richtiger Lagerung locker 100 Jahre übersteht. Nicht umsonst werden wichtige Dokumente, Filme und auch Dia- und Negativbestände von Museen und anderen Institutionen auf Filmmaterial archiviert!


Wie Digitalisieren?
Das Digitalisieren analogen Bildmaterials besteht im Grunde aus zwei Teilen. Einmal dem hardware- basierten, der durch die Auswahl des technischen Verfahrens bestimmt wird, und dem software-basierten bei der Weiterverarbeitung. Beim Einsatz von Scannern hat man es allerdings schon beim Einscannen mit entsprechender Gerätesoftware zu tun, die letztendlich im Zusammenspiel mit der Bedienung (Einstellungen) durch den User über die Qualität des gemachten Scans entscheidet. Ich werde mich im ersten Teil ausschließlich mit der Hardware beschäftigen, und im zweiten Teil auf die softwarebasierte „Nachbearbeitung“ eingehen.


Teil 1: Zur Hardware
Geht es darum analoge Bestände in ein digitales Archiv zu integrieren um sie digital weiter nutzen zu können, muss man die analogen Filme digitalisieren. Die bekannten Hilfsmittel dafür sind Scanner und spezielle Kopiervorsätze für Kameras. Bei den Scannern unterscheidet man zwischen Flachbettscanner mit Durchlichteinheit und s.g. Filmscannern, im Profibereich gibt es auch noch den Trommelscanner. Scanner gibt es in den Preisklassen von 45 – 2.000 Euro, je nachdem welche Qualität man erreichen will. Allerdings ist das Angebot an technisch aktuellen Geräten, gerade in den hochwertigen Klassen, im Zeitalter der Digital-Kameras stark zurückgegangen, so bieten Kodak, Nikon und anderen Herstellern schon seit längerem keinen Scanner mehr an. Ähnliches gilt auch für den Profibereich (Preisklasse 50.000 Euro) für die Druckvorstufe, so haben die Firmen Fuji, Heidelberg und viele andere ihr Angebot seit Jahren eingestellt oder sehr stark reduziert!

Nikon Coolscann                                                    


Epson V300 Photo

Scanner die mit optischen Auflösungen unter (optischen) 4.800 dpi arbeiten, sind eigentlich für anspruchsvolle Negativ oder Dia-Scans im KB-Format nicht geeignet! Foto-Scanner für den semiprofessionellen Bereich beginnen in der Preisklasse um die 700 Euro, also für den der keinen Scanner besitzt, auch eine nicht eben preisgünstige Variante. Dazu muss man wissen das Scanner recht langsam sind, da sie die Vorlage zeilenweise mittels einem CCD-Zeilensensor abtasten. So benötigt man z.B. bei einer Auflösung von 4.800 dpi pro Negativ/Dia ca. 4 Minuten, nutzt man bei Farbmaterial die automatische Staubentfernung können es leicht auch 6-7 Minuten werden. Wenn man vor der Aufgabe steht z.B. große Dia-Bestände zu digitalisieren, ich habe im Bekanntenkreis Leute die haben locker 20.000 Dias im Bestand, kann ich eigentlich nur den professionellen Dienstleister empfehlen, ansonsten wird sowas leicht zum Generationen-Projekt!


Da ich eine FX-Nikon mit entsprechenden Zubehör verfüge (Zwischenringe, Balgengerät, 50er Objektiv usw.), und auch einen Flachbett-Scanner mein Eigen nenne, galt es herauszufinden welches Verfahren für die Digitalisierung von KB-Negativen für mich das Beste wäre– sowohl von den Kosten, der Qualität und des Zeitaufwandes her. Für meine Versuche habe ich mir aus meinem Analogbestand einige beispielhafte SW- sowie Farbnegative und einige Dias (mit und ohne Glas) rausgesucht, und diese mit verschiedenen Techniken digitalisiert. Zusätzlich habe ich Beispiele aus einer vor einigen Jahren mit einem Nikon Coolscan 5000 gemachten Digitalisierungsaktion, und einige vom „Dienstleister“ direkt bei der Entwicklung angefertigte Scans als weiteren Vergleich daneben gestellt.

Da ich einen Flachbrettscanner, einen schon älteren Epson V300 Photo, im Büro stehen habe, musste dieser ebenfalls für den ersten Vergleich herhalten. Die Scans wurden mit 4.800 dpi und der epsoneigenen Software gemacht, und bei dem Farbmaterial wurde auf die automatische Staubentfernung verzichtet. Die Ergebnisse waren, zumindest wenn man keine größeren Bilder als im DIN A4 Format drucken will, ganz passabel. Der Zeitaufwand für ein Sechserstreifen lag bei gut 25 Minuten, so dass man getrost einen Kaffee trinken gehen konnte, und das das einscannen eines 36er Films rund 2 ½ Stunden dauern würde! Die Ergebnisse mit dem Nikon Coolscan waren damals sehr ähnlich, sowohl was die Qualität angeht als auch den Zeitaufwand. Bessere Ergebnisse soll die Verwendung von Silverfast, einer speziellen Scanner-Software, bringen, die dann auch wieder mit rund 280 Euro zu Buche schlägt. Keine wirkliche Alternative, zumindest für den alten V300.

Objekthalter Flachbrettscanner                                                    


Epson Software













































Epson-SW-Negativ   
                                                                           












































Epson-Dia


Coolscann-SW-Negativ


Coolscann Dia



Dienstleister Farbnegativ-Direktscan 1














































Dienstleister Farbnegativ-Direktscan 2




Anmerkung 3: Im Netz werden auch immer wieder alternative Software-Lösungen diskutiert, die meist um die 100 Dollar kosten oder sogar als Freeware angeboten werden, in beiden Fällen ist die Software aber dann in englischer Sprache. Da es bei meinem Ansatz darum geht mit vorhandenen Mitteln, bzw. möglichst kostengünstig zum Ziel zu kommen, habe ich auf „neue“ Software erst einmal verzichtet! Abgesehen davon, musste erst hardwareseitig eine Lösung gefunden werden um die Negative/Dias abfotografieren zu können!

Als nächstes Testgerät kam ein Diakopiervorsatz, der direkt an die Kamera geflanscht wird, zum Einsatz. Diese Teile haben in der Regel eine „Sammellinse“, also ein optisches Glied integriert. Da schwankt die Qualität der Abbildungsleistung eben mit der Qualität dieser der Linse. Ich habe mir daher ein älteres Gerät, mit einer Glaslinse für den Test besorgt. Mit gerahmten Dias war die Qualität schon besser als mit dem Scanner, mit Negativen funktionierte das Ganze nicht so gut, da natürlich die Gefahr besteht, die Negative an den Metall-Andruck-Spangen zu beschädigen. Außerdem ist das Scannen von Negativen sehr fummelig, da es keine Führung für die Negative gibt!











































Farbdia kopiert mit Dia-Duplikator



Die Testreihe Abfotografieren

Für den ersten Versuch des „Abfotografierens“ benutzte ich ein älteres Leuchtpult, auf dem ich den Negativstreifen mit Tesafilm befestigt hatte. Schon der erste Vergleich mit den vorhandenen, gescannten Fotos deutete darauf hin, dass das Abfotografieren qualitativ wohl die besten Ergebnisse bringen würde, wenn es ohne neuen und teuren Filmscanner gehen sollte. Allerdings war das Handling mit dem Tesafilm und dem Lichtpult jenseits von Gut und Böse, es musste also eine andere Lösung her!

Um weitere Alternativen, z.B. den Einsatz von Macro-Objektiven die 1:1 abbilden können, oder ein Balgengerät mit einem 50 mm Vergrößerungsobjektiv, zu testen, musste eine Halterung für die Negative/Dias her. Balgengeräte, auch mit einem Diakopiervorsatz, werden von allen Kameraherstellern als Zubehör angeboten, eine Alternative ist hier die Fa. Novoflex oder andere Drittanbieter. Allerdings liegen die Preise, sowohl bei den Herstellern als auch den Drittanbietern, meist ab 400 Euro aufwärts, wobei das Problem bei Negativen immer noch nicht gelöst ist! Es musste also ein „Negativhalter“ her!

Das Projekt „Negativhalter“.
Als erstes habe ich mir einige gebrauchte Film-Scanner besorgt, diese zerlegt, und mir angeschaut wie die Hersteller das Problem „Bildbühne“ gelöst haben. Die entsprechenden Bauteile waren meist aus Spritzguss oder sehr dünnen Blech, und im ausgebauten Zustand eher filigran, so dass eine stabile Befestigung auf irgendeiner verschiebbaren Halterung (Makroschiene oder ähnliches) nicht möglich war. Es musste nach jedem weiteschieben des Negativmagazin nachjustiert werden.

Foto: Vorversuch mit Bauteilen aus Film-Scanner

Eigenbau 1.Versuch 



Negativhalter als 3D-Druck


Eigenbau 2.Versuch 



Gefräster Eigenbau-Halter mit Negativ-Magazin aus dem Zubehör. Hier auf meiner „optischen Bank“
Mit Balgengerät und 50 mm Vergrößerungsobjektiv. Das Licht kommt vom Systemblitz.

Natürlich funktioniert der Halter auch mit etwas simpleren Hilfsmitteln, hier mit Stativ, Macro-Objektiv und einem festgeklemmten Tischstativ! Der Halter ist auf einer justierbaren Macro-Schiene befestigt.

Der Eigenbau-Halter

Mit dem neukonstruierten Halter konnte ich wirklich gute Ergebnisse bei der Digitalisierung erzielen. Quasi gleichwertige Ergebnisse lieferten sowohl das Nikon 2,8/60 und das Sigma 2.8/105 Macro als auch ein Balgengerät mit einem 50 mm Vergrößerungsobjektiv an einer D600. Auch der direkte Vergleich mit einer D3200 (DX), ebenfalls mit dem Sigma war sehr gut, die Unterschiede sind mit dem bloßen Auge fast nicht zu erkennen. Da das Balgengerät mit dem 50er sich an der D3200 nicht weit genug zusammenschieben ließ (es fehlten ca. 2-3 mm), und so nicht in den nutzbaren Schärfebereich gebracht werden konnte, war hier ein Vergleich nicht möglich. Da es keine bezahlbaren 40 mm Vergrößerungsobjektive gibt, habe ich die DX-Konfiguration nicht weiter getestet. Mit dem Eigenbau-Halter kann man natürlich auch andere Verfahren, wie Normalobjektiv mit Umkehrring, Zwischenringe usw. nutzen. 


Hier die Ergebnisse mit Balgengerät und 105er Macro












































Balgen und 50 mm Vergr.-Objektiv                                                                              












































Sigma 2,8/105er Macro


Balgen mit 50er

105er Macro












































Dia_105er Macro

Die bisher gezeigten Tests stammen aus der Zeit letztes Quartal 2018. Da ich zwischenzeitlich auf eine D750 gewechselt, und ich meinen Objektivpark um ein 60er und 105er Macro-Objektiv ergänzt habe, bot es sich an nun auch noch den seit einiger Zeit von Nikon angebotenen Digitaliesierungsadapter  ES-2 auszuprobieren.

Dieser Vorsatz/Adapter funktioniert ohne weitere Hilfsmittel durch einschrauben in das 2.8/60 mm Macro (FX) oder 2.8/40mm Macro (DX). Im Verbund mit der D850 gibt es sogar eine kamerainterne Software, die die Filterung bei Farb-Negativen auf Wunsch übernimmt. Als Ergebnis bekommt man dann ein akzeptables Farb-JPG, aber leider kein RAW! Das ist ganz zwar komfortabel, aber man verzichtet dann aber auf die Möglichkeiten, die eine RAW-Entwicklung bietet. Warum Nikon das so händelt bleibt ein Rätsel! Die Verwendung des ES-2 mit den o.g. Objektiven an anderen Nikon-Kameras funktioniert natürlich auch, hier erhält man je nach Einstellung JPGs oder RAWs, die in RAW-Konvertern oder anderen Bildbearbeitungsprogrammen mit allen dort enthaltenen Korrekturmöglichkeiten bearbeitet bzw. entwickelt werden können. Allerdings ist der Nikon Adapter ES-2 nicht gerade günstig. Er kostet ca.165 €, und wenn man noch ein entsprechendes Objektiv benötigt kommen noch einmal mehrere Hundert Euro dazu.

Konfiguration mit Nikon ES-2


Allerdings bekommt man beim Nikon ES-2 eine Menge an Bequemlichkeit dazu. Von allen Möglichkeiten Negative/Dias zu digitalisieren ist das Handling mit dem Nikon-Adapter das einfachste, da es eine stabile, sich immer im Lot befindliche Adaption garantiert. Selbst die Lichtquelle, ob LED-Lampe oder Blitz, muss nicht unbedingt aufwendig eingerichtet werden, Hauptsache der Lichtkegel leuchtet das KB-Negativ komplett aus!

Bildbeispiel mit ES-2 und Nikon 2,8/60














































Die Beispiele zu den Farbnegativen zeige ich im zweiten Teil, da hier das „Entwickeln des RAWs“ eine maßgebliche Rolle spielt!

Fotos: Doeblin, Nikon

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