Stativ-Test: Manfrotto Be Free Carbon
Stativ-Test: Manfrotto Befree GT XPRO Kit Carbon
In den
letzten Wochen hatte ich Gelegenheit das aktuelle „Reisestativ“ von Manfrotto,
das Befree GT XPRO Kit Carbon, zu testen. Auf Grund seiner Features ist das
Stativ besonders für alle Arten von Makrofotografie geeignet. Leider waren die
letzten Wochen durch die Jahreszeit und die Wetterlage für die klassische
Makrofotografie (Pflanzen, Insekten etc.) eher weniger geeignet. Ich habe mir
daher andere Beispiele ausgedacht, um die Möglichkeiten des Statives, auch für
Indoor-Anwendungen, zu zeigen.
Zum
Einstieg aber vorweg erst einmal zum Stativ selbst, und den speziellen
Möglichkeiten die uns das Befree GT XPRO Kit Carbon bietet. Zusammengeschoben
und reisefertig ist das Stativ gerade mal 43 cm hoch. Dabei ist die Mittelsäule
inklusive Stativkopf, wie heute üblich, beim Transport durch die umgeklappten
Beine gut geschützt. Manfrotto liefert auch eine einfache Stativtasche dazu,
die zwar einen Schultergurt aufweist, aber leider auf Karabinerhaken, mit denen
man die Tasche am Fotorucksack oder Tasche befestigen könnte, verzichtet.
Schade!
Da ich
selbst noch kein Stativ aus Carbon besessen habe, war ich besonders gespannt
auf den Gewichtseindruck. Laut Hersteller wiegt das Stativ inklusive des
Stativkopfes 1,74 kg, gefühlt kam mir das Manfrotto Befree GT XPRO Kit Carbon
schwerer vor. Das lag auch daran, dass es im direkten Vergleich mit meinem
vorhandenen Alustativ nicht spürbar leichter war. Das Gewicht des Stativs ohne
Kopf beträgt 1,18 kg. Die Arbeitshöhe wird mit 1,41 m (eingefahrene
Mittelsäule) und 1,62 m mit ausgefahrener Mittelsäule, und die max. Belastung
mit 10 kg angegeben. Für „normalgroße“ User, und der Prämisse „Reisestativ“ ist
das ok! Die Stativbeine können in drei Positionen arretiert werden (ca.
45/67/90 Grad) Das Befree GT XPRO Kit Carbon wird zusammen mit dem Kugelkopf
MH496-BH, der aus Aluminium gefertigt ist, ausgeliefert. Dieser Kopf besitzt
neben der Kugelklemmung eine weitere Klemmschraube für die horizontale
Schwenkrichtung. Die Ausführung des Stativkopfes ist zwar funktional aber auch
schlicht. Eine Grad-Skala für das horizontale Drehen ist nicht vorhanden. Ein
spezielles Feature, das die Bezeichnung „XPRO“ kennzeichnet, ist die klappbare
Mittelsäule, die sich sowohl oberhalb als auch unterhalb der Stativschulter um
90 Grad umlegen lässt, und so dann parallel zur Stellfläche steht. Der so
entstandene Ausleger ist dann knapp 40 cm lang. Die Standfestigkeit mit angeflanschter
Kamera/Objektivkombination ist dann einmal von dem Auszug des Auslegers und der
Stellung der Stativbeine abhängig. Will man mehr als ca. 20 cm bei nicht
waagerecht umgelegten Beinen nutzen, ist man gut beraten an das leere Ende des
Auslegers ein Gegengewicht anzubringen da sonst die Konstruktion nicht wirklich
standfest bleibt.
Hier einmal die Mittelsäule ober- und unterhalb der Stativschulter umgeklappt. Die Mittelsäule selbst ist auf Grund des Kippmechanismus nicht mehr rund und kann daher selbst nicht um die eigene Achse verdreht werden.
Der Klappmechanismus ist auch der Grund für das höhere Gewicht, da er eine größere, und damit auch schwerere Konstruktion für die Stativschulter erfordert. Die Kombination der massiven Stativschulter mit dem mitgelieferten ebenfalls recht schweren Kugelkopf sorgt dafür, dass das gefühlte Gesamtgewicht einem doch recht hoch vorkommt. Hier wäre der ebenfalls von Manfrotto lieferbare Magnesium-Kugelkopf sicher die bessere Wahl, wenn man lange Strecken zu Fuß unterwegs ist und für jedes eingesparte Gramm dankbar wäre.
Da am
Ende der Mittelsäule der Druckkopf für dem Klappmechanismus angebracht wurde,
fehlt hier der sonst übliche Haken für ein Gewicht um die Standfestigkeit des
Statives (z.B. bei Wind) zu erhöhen. Als Alternative hat Manfrotto einen Haken
seitlich an der Stativschulter angebracht. Ein weiteres sehr praktisches
Feature ist ein ebenfalls an der Schulter platziertes Stativgewinde. Hier kann
der Makrofreund bei Bedarf eine Halterung für eine Beleuchtung
(Blitz/Dauerlicht) anbringen.
Die
Klemmung der Kugel ist an das Kameragewicht anpassbar. Da die Friktion für die
Kugel mittels einer in der Kugelklemmschraube versenkten Einstellschraube geschieht
hat man das bequem an einer Stelle im Griff. Wie bei Manfrotto neuerdings
üblich kommt auch beim MH496-BH die Schnellwechselplatte 200PL-Pro zum Einsatz,
bei der das Schließen auf der Stativkopfaufnahme automatisch und
selbstsichernd erfolgt. Die 200PL-Pro ist zum Arca-Swiss-System kompatibel, die
Aufnahme auf dem Stativkopf MH496-BH dagegen nicht! Leider gibt es weder an
der Stativschulter noch am Stativkopf selbst eine Nivellierlibelle.
Da bei
dem Test-Stativ nur eine Schnellwechselplatte dabei war, habe ich für meine
Testarbeit teilweise einen anderen Stativkopf mit Arca-Swiss-Schnellwechselsystem
benutz
In der Praxis
In der Praxis
Da an der
Tasche keine Karabinerhaken sind, lässt sich Stativ nur ohne Tasche vernünftig,
z.B. an einem Fotorucksack, befestigen!
Das Handling des Statives ist sehr gut. Die Klemmung für
die Stativbeine ist perfekt und kann mit zwei Fingern bedient werden. Das
Stativ steht stabil, auch bei vollem Auszug der Beine. Bei Bedarf kann man auch
die Mittelsäule voll ausfahren ohne das wackelig wird. Auch die Eigendämpfung
schein gut zu funktionieren, was bei der Verwendung von Carbon nicht unbedingt
selbstverständlich ist. Was leider an den Stativbeinen fehlt, sind
herausdrehbare Spikes um das Stativ auch auf problematischen Böden/Flächen
sicher aufzustellen.
Der Umbau
der Mittelsäule geht flott, sollte aber vor dem ersten Feldeinsatz geübt
werden. Unbedingt empfehlenswert ist die Montage der Kamera/Objektiveinheit vor
dem Umlegen der Mittelsäule.
Durch die
Umlegbare Mittelsäule ist das Stativ für Bodenaufnahmen perfekt zu gebrauchen, da
das Manfrotto Befree GT XPRO Kit Carbon hinsichtlich der Arbeitshöhe sehr
flexibel ist.
Fazit
Das
Manfrotto Befree GT XPRO Kit Carbon ist eine gelungene Kombination aus
kompaktem Reisestativ und einem Stativ für jeden Tag und jeden Zweck. Die Funktionalität
ist jederzeit gegeben und man hat nicht das Gefühl, das man auf Grund des
kleinem Packmaßes auf irgendetwas verzichten muss. Das Highlight ist allerdings
die Schwenkfunktion der Mittelsäule. Die Umsetzung dieses Features ist den
Manfrotto-Konstrukteuren fast perfekt gelungen. Fast nur deshalb, weil man
leider versäumt hat, eine Befestigungsmöglichkeit (Ring/Haken) für ein
Gegengewicht bei umgelegter Mittelsäule zu schaffen, da eine durchschnittliche
DSLR mit einen 2.8/105 mm Makro-Objektiv so gewichtig ist, dass die
Standfestigkeit doch schnell zum Problem werden kann. Ein Passform-Ring mit
einem Stativgewinde (zur Befestigung eines Gegengewichts), den man über die
Mittelsäule schieben könnte, würde das Problem einfach und preisgünstig lösen.
Das Befree GT XPRO Kit Carbon ist ansonsten empfehlenswert und für alle
Arten der Fotografie einsetzbar. Durch seinen Preis (ca. 430 Euro) muss man
beim Preis/Leistungsverhältnis allerdings Abstriche bei der Bewertung machen.
Wer es preiswerter haben möchte, kann zur etwa 290 Euro kostenden, 240 Gramm
schwereren Version aus Aluminium greifen.
Fotos: D.
Doeblin, B. Budd, Manfrotto
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