Objektiv-Review zum Samyang AF 2.8/14mm

 

 

Diesmal soll es um das brandneue Super-Weitwinkel-Objektiv von Samyang, einem Objektivhersteller aus Korea (Seoul), gehen. Diese Brennweite gehört sicher nicht zur „Standardausrüstung“, umso mehr als das die Auswahl an mit Chip versehenen AF-Versionen bisher eher spärlich war. Grund genug dieses Objektiv zu testen.

Vorab aber erst noch einige Anmerkungen in eigener Sache

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal explizit darauf hinweisen, dass meine Tests keine wissenschaftlichen Labortests sind, da ich aus Kostengründen (leider) über kein derart entsprechendes Equipment verfüge, und ich kein Testlabor betreibe! Bei meinen Tests, Reviews und Erfahrungsberichten geht es ausschließlich darum, die getestete Hard- oder Software im „Alltagsbetrieb“ auszuprobieren, und über meine persönlichen Erfahrungen und Eindrücke mit eben diesen Dingen zu berichten! Darüber hinaus kann ich immer nur über das eine Teil oder die Software berichten, die ich zum Testen (i.d.R. auch nur über einen bestimmten Zeitraum) zur Verfügung habe. Es handelt sich also immer um temporäre Eindrücke die durchaus auch mal subjektiv ausfallen können, da ich natürlich nicht alle Facetten und Anwendungen, die der Bereich Fotografie nun mal umfasst, durch langfristige, eigene Erfahrungen hinterfragen kann. In der Regel schreibe ich auch nicht über solche Spezial- oder Extrembereiche mit denen ich mich noch nicht beschäftigt habe. Nichts desto trotz versuche ich immer möglichst objektiv an die Sache heranzugehen, und versuche mich natürlich auch an Neuem! Grundsätzlich gilt für mich der Grundsatz: Teuer muss nicht immer besser sein, Traditionsmarken sind kein „Persilschein“, meine Hausmarke ist nicht immer besser, und das „schneller, höher, weiter darf kein Selbstzweck sein. Wichtig ist nur was hinten raus kommt, sowohl technisch als auch inhaltlich!

Nun zum Praxis-Test

Samyang beschreibt sein brandneues Super-Weitwinkel-Objektiv folgendermaßen: „Das Samyang AF 14mm F2.8 Nikon F ist ein Full Frame Objektiv für Nikon F Vollformat- und APS-C Kameras. Es kombiniert einen großen Bildwinkel von 116,6° mit kurzer Brennweite und großer Tiefenschärfe. Von der Mitte zur Ecke des weiten Bildwinkels von 116,6 Grad ist die Bildqualität bemerkenswert gleichmäßig. Dieses leichte und kompakte Ultra Weitwinkelobjektiv ist mit der neuesten Samyang Technologie ausgestattet – für den schnellsten, genauesten und leisesten Autofokus von Samyang (im Vergleich zu früheren AF 14mm F2.8 Objektiven). Das Ultra-Weitwinkel Objektiv liefert die von Samyang bekannte Bildqualität. Sie erhalten durch seine 7 abgerundeten Blendenlamellen ein schönes Bokeh mit dem Sie den Fokus perfekt setzen können. Ideal also für Portrait-, Landschaft- und Nachtaufnahmen“. Ob das Objektiv die beschriebenen Eigenschaften und Qualitäten auch in im täglichen Gebrauch zeigt, will ich mit diesem Praxistest ausprobieren.

Das Objektiv

 

Das Objektiv ist sehr gut verarbeitet und wiegt 484 g. Die optimierte Gegenlichtblende ist fest verbaut. Die optische Konstruktion besteht aus 15 Elementen in 10 Gruppen. Verbaut sind drei asphärische (ASP), eine hochbrechende (HR), sowie zwei Linsen mit extrem niedriger Dispersion (ED). Die für Samyang typische Ultra-Multi-Coating (UMC) Vergütung soll in Verbindung mit den Linseneigenschaften sowohl chromatische Aberrationen verhindern, und einen hohen Kontrast erzeugen. Die Blendenkonstruktion (f/2.8 – 22) verfügt über sieben, abgerundete Lamellen. Das Objektiv ist Spritzwasser geschützt, und mit dem integrierten AF/MF Schalter kann man schnell von Autofokus auf manuellen Betrieb wechseln. Da das Objektiv kein Filtergewinde aufweist, benötigt man für den Einsatz von Filtern eine spezielle Halterung.

 

Der Test des Objektivs wurde mit einer D750 gemacht, drüber hinaus habe ich auch einen Funktionstest an        einer Z6 durchgeführt.

Meine Soft-/Hardware für diesen Test:

Als Programme nutze ich LR CC und DxO PhotoLab 4 für die RAW-Konvertierung und Affinity Photo zur Bildbearbeitung. Dazu gesellen sich XnView als Bildbetrachter und einige andere kleine Helfer für Sonderfälle. Das Ganze läuft unter W10 Pro (aktuelle Version) auf einem Rechner mit AMD Ryzen 5, 32 GB Arbeitsspeicher und einer Nvidia GTX 1050. Als Bildschirm steht ein 27 Zoll-4k-Monitor zur Verfügung. Die Programme liegen auf einer SSD, darüber hinaus fungiert eine weitere SSD als Speicherort für die LR-Kataloge und als schneller Cache für die Bildbearbeitung. Ich benutze den (die) RAW-Konverter in der Regel „stand alone“, ein Bildbearbeitungsprogramm kommt normalerweise nur noch zur Konfektionierung (Beschnitt, Ausgabeformat usw.), und für spezielle Ausarbeitungen (Montagen usw.) zum Einsatz!

Der Test

Normalerweise zeige ich in meinen Reviews am Anfang immer eine Aufnahme meines Testcharts bei offener Blende. Leider ist das bei einem 14mm Super-Weitwinkel mit dem (meinem) Testchart so eine Sache, da es leider a) zu klein ist und b) eine einfache und zuverlässige, rechtwinklige Ausrichtung nur mittels einer mechanischen Konstruktion (Schienensystem/Rack) garantiert ist. An einer bezahlbaren Lösung für die Zukunft wir schon getüftelt! Daher hier diesmal das Chart in behelfsmäßiger Ausführung:


Die Abbildungsleistung des Objektivs ist ab f/3.5 bis f/13 konstant gut, danach nimmt der Schärfeeindruck ab (Beugungsunschärfe). Die förderliche Blende liegt, absolut betrachtet, bei f/7.1.

Kommen wir nun zu den Beispielen aus der Praxis

Zum Einstieg eine Aufnahme die während eines Umzuges entstanden ist, und gut als Beispiel für eine Innenraumanwendung dienen kann.

    D750, f/4.5, 1/100 Sek., ISO 3200

Dan ging es nach Draußen für einen Kietz-Spaziergang bei strahlendem Sonnenschein.

    D750, f/8, 1/250 Sek., IS0 100; mit automatischer Korrektur in LR.

    D750, f/8, 1/320 Sek., ISO 100; automatisch korrigiert in LR.

 

    D750, f/8, 1/320 Sek., ISO 100; manuell nachkorrigiert in AF.

                                D750, f/8, 1/320 Sek., ISO 100.

    D750, f/8, 1/800 Sek., ISO 400.

Im Folgenden zwei Beispiele für die Tiefenschärfe solcher Brennweiten!

    D750, f/8, 1/250 Sek., ISO 400.

 

    D750, f/6.3, 1/80 Sek., ISO 400; Ausschnitt 200%.

Die zwei Fotos unten wurden in DxO PhotoLab 4 entwickelt. Die automatische Objektivkorrektur funktioniert hier nach meinem Empfinden noch ein wenig besser!

     D750, f/8, 1/200 Sek., ISO 100.

 

    D750, f/8, 1/100 Sek., ISO 100.

Natürlich geht es auch noch extremer, dann muss man allerdings manuell nachkorrigieren…


Hier sieht eine typische Weitwinkelaufnahme, bei der die Kamera stark angewinkelt war.

D750, f/8, 1/200 Sek., ISO 100; mit Autokorrektur in LR, unten nachbearbeitet in Affinity Photo:


Fazit:

Das neue kompakte Samyang AF 2,8/14mm Objektiv hinterließ einen sehr guten Eindruck, was mich nicht total überrascht hat, da auch die manuellen (WW) Objektive in den letzten Jahren schon sehr gut waren. Die Schärfe und der Kontrast ist über den gesamten Blendenbereich ausgezeichnet, und auch die Vignettierung bleibt, zumal mit der Objektivkorrektur, sehr gering und ist quasi ab Blende f/4 kaum noch wahrnehmbar. Eine minimale Beugungsunschärfe beginnt bei f/14, steigt dann aber nur noch gering bis F/22 an. Lensflares traten bei normaler Handhabung kaum auf, und wenn, wirken sie nicht wirklich störend. Das Objektiv produziert bei rechtwinkliger Position der Kamera zum Aufnahmeobjekt keinerlei nennenswerte Verzeichnungen, die für Super-WW-Objektive nicht ungewöhnlich wären. Hier haben die Konstrukteure und Programmierer gute Arbeit geleistet. Der Autofokus arbeitet leise, und auch unter schwierigen Lichtsituationen zuverlässig und schnell! Bei der manuellen Fokussierung läuft der Fokusring sehr sämig und hat den heute üblichen großen Drehweg, was für den Videoeinsatz wichtig ist. Verzichten muss man allerdings sowohl auf eine Entfernungs- als auch auf eine Blendenskala; die Werte erscheinen nur im Sucher, und werden mit den Drehrädern an der Kamera eingestellt. Der Autofokus, und, was mir noch wichtiger erscheint, der aktuelle Chip mit seiner hervorragenden Korrektur macht das Teil wirklich empfehlenswert, auch wenn nicht Nikon draufsteht! Die Haptik und das Handling des Objektivs macht Freude, zumal es auch preislich nichts zu meckern gibt, der UVP liegt z.Z. bei 699,00 EUR. Was ich weniger gut finde, ist die Art der Sonnenblende, die ein Filtergewinde unmöglich macht, und dem User zwingt aufwändigen und teure Filterhalterungen anzuschaffen. Die Naheinstellungsgrenze von nur 20 cm ermöglicht es auch, perspektivisch und kreativ interessante Nahaufnahmen zu machen, so dass das Objektiv nicht nur für Landschafts- oder Innenaufnahmen geeignet ist, sondern auch für Food- und Table-Top und sogar Tieraufnahmen prädestiniert ist.

Insgesamt ist das Samyang AF 2.8/14mm ein gelungenes Produkt und ich vergebe 5 von 5 Sternen!

 

© Dieter Doeblin. Jedwede Art der Veröffentlichung, auch auszugsweise, bedarf der Genehmigung. Text: Dieter Doeblin, Fotos: D. Doeblin, Samyang.



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