Test SpyderX
Testbericht „SpyderX“
von Datacolor
Vor
einigen Tagen hatte ich die Gelegenheit den neuen SpyderX von Datacolor zu
testen. Der SpyderX dient zur Farb-Kalibrierung der Anzeigegeräte (Monitore).
Wie wir wissen gibt es in der Fotobearbeitung Farbprofile für jedes Gerät
(Hardware) im Workflow und Farbräume für jedes digital aufgenommene Foto,
sofern es den die RAW-Konvertierung hinter sich hat. Wir haben also Farbprofile
für Kameras, Monitore, Scanner und Drucker, meist ICC-Profile genannt. Die
Fotos die wir digital aufnehmen bekommen Farbräume zugewiesen. „Ein Farbraum
beruht auf einem Farbmodell und ist zugleich eine spezifische Abbildung dieses
Farbmodells in einem allgemeinen Farbraum“ (Wikipedia). Die wichtigsten für
unsere Fotografie sind: sRGB, Adobe-RGB, ProPhoto-RGB, LAB und das
CMYK-Farbmodell. Alle Anzeigegeräte arbeiten ausschließlich im RGB-Modus, hier
werden die Farben Rot, Grün und Blau additiv gemischt. Ein Farbdrucker hingegen
erzeugt die Farben subtraktiv (CMYK-Modell). Damit die aufgenommenen Fotos auf
unseren Monitoren möglichst so abgebildet werden wie wir sie in Natura sehen
(gesehen haben), muss unser Workflow (und die Kette der Geräte) aufeinander
abgestimmt werden! Bei Monitoren unterscheidet man noch zwischen Hard- und
Software-Kalibrierung. Für die Foto- und Video-Bearbeitung gibt es in den
oberen Preissegmenten spezielle Monitore die über eine Hardwarekalibrierung
verfügen. An diese Geräte kann ein Colorimeter (z.B. ein SpyderX) angeschlossen
werden, und dann mit einer herstellerspezifischen Software eine Kalibrierung
vorgenommen werden. Bei allen anderen Monitoren, wie auch in diesem Test, wird
eine Software-Kalibrierung vorgenommen.
Das
Produkt „Datacolor Spyder“ ist mir nicht ganz unbekannt, da ich seit den Zeiten
der Röhrenmonitore einen Spyder-3 besitze. Vor Jahren war der Stand der Technik
der, dass die Röhrenmonitore regelmäßig Kalibriert werden mussten, da sich
durch Verschleiß die Röhrenmonitore stetig farblich veränderten. Das ging so weit,
dass man bei gleichzeitiger Nutzung von zwei oder drei Monitoren angeraten war
die Monitore nicht auszuschalten, sondern 24/7 durchlaufen zu lassen, wenn man
sich den jeweiligen Neuabgleich nach dem Wiedereinschalten ersparen wollte.
Nach der Umstellung auf LCD/TFT-Monitore konnte ich den Spyder-3 erst noch
weiter benutzen, aber nachdem ich dann auf LED-Monitore umgerüstet und auf W10
upgedatet hatte, war der alte Spyder und die dazugehörige Software dann wohl nicht
mehr Stand der Technik und eine zufriedenstellende Kalibrierung unter W10 nicht
mehr möglich.
Der
Test
Für den
Test hatte ich mir zwei verschiedene Aufgaben vorgenommen. Einmal eine
Kalibrierung für den 2-Monitorbetrieb und den Abgleich meines aktuellen
4-K-Monitors. Für die Kalibrierung im 2-Monitorbetrieb habe ich Standard 24“
Monitore von Medion benutzt. Als Rechner kam je ein Asus AMD FX 8-Kerner, mit 32
GB Arbeitsspeicher und einer Nvidia GTX 960 Grafikkarte zum Einsatz.
Angeliefert
wurde der SpyderX in einer kleinen Box mit einer Kurzanleitung,
Die
entsprechende Software SpyderX-Elite konnte ich mir dann von der Homepage der
Firma Datacolor herunterladen. Der Download ging fix vonstatten und auch die
Installation klappte auf Anhieb, da die Onlineanleitung und der
Installations-Assistent einfach und verständlich sind. Wenn die Installation
abgeschlossen ist kann man den SpyderX selbst mittels eines USB-Anschlusses mit
dem Rechner verbinden. Anschließend muss man das Gerät initialisieren und bei
Datacolor registrieren. Nach der Eingabe der Seriennummer generierte die
Software einen s.g. Lizenz-Code. Mit diesem Lizenz-Code kann man die Software später
jeweils auf anderen Rechnern installieren und dort dann einen oder mehrere Monitore
kalibrieren.
Begonnen
habe ich den Test mit der 2-Monitore-Kalibrierung. Die beiden Medion 24“ HD-Monitore,
die jetzt auch schon mehrere alt sind, wurden vor einigen Jahren zum Stückpreis
von 149 € gekauft. Im Einzelbetrieb waren die Monitore durchaus zu gebrauchen
und boten, auf den Kaufpreis bezogen, sogar eine zufriedenstellende Qualität.
Nach dem Zukauf des zweiten Monitors, wegen immer häufiger vorkommende
Videobearbeitung, gelang damals unter Windows 7 mit dem Spyder-3 auch eine
akzeptable Kalibrierung. Nach dem Update auf W10 war es dann aber schlagartig
Schluss mit Lustig, denn in schöner Regelmäßigkeit machte das Betriebssystem der
Kalibrierung den Garaus und jedesmal wurde die dann erneute Kalibrierung
schwieriger. Letztendlich resultierte dies im Kauf eines 27 Zoll 4-K-Monitors,
und die Medion-Monitore fristeten ihr Dasein am Back-Up-System. Ich war nun
sehr gespannt ob es mir gelingen würde mit dem neuen SpyderX und der aktuellen
Software die alten Monitore wieder zufriedenstellend zu kalibrieren.
Hier ein
kleiner Hinweis: Bei einer klassischen Anordnung des Equipments, also Rechner
unterm Schreibtisch und zwei Monitore mittig auf dem Tisch, ist das
USB-Anschlusskabel des SpyderX schon bei 24 Zoll-Monitoren zu kurz, und es wird
ein USB-Verlängerungskabel benötigt! Darüber hinaus sollte man die Kalibrierung
bei dem Raumlicht (Raumhelligkeit) durchführen beider man normalerweise seine
Fotos/Videos bearbeitet.
Nach
Anschluss und der Einrichtung der beiden Monitore im Betriebssystem war ein
deutlicher Unterschied zu sehen.
Wie
empfohlen ließ ich die Monitore ca. 30 Min. warmlaufen und schloss dann den
SpyderX an den Rechner an und begann mit der Kalibrierung. Das
Assistentensystem von Datacolor führte mich dann zuverlässig durch den
Kalibrierungsvorgang.
Als
erstes misst die Software die Raumhelligkeit und legt dann die Zielvorgabe für
die Kalibrierung fest.
Während
der Kalibrierung fordert das Programm den User auf die Backlight-Helligkeit der
Monitore auf die Zielvorgabe hin anzupassen. Diese Anpassung wird jeweils am
Monitor direkt vorgenommen. Danach werden beide Monitore von der Software
kalibriert, und die einzelnen Ergebnisse gespeichert. Danach führt das Programm
das „End-Matching“ durch.
Dabei
werden nacheinander verschiedenen Farbfelder eingespielt, die dann jeweils an
jedem Monitor durch den User angeglichen werden müssen. Dazu muss man mit
Schiebereglern jeweils den Weißpunkt, den Gammawert und die Helligkeit nach
eigenem Empfinden einstellen. Die einzelnen Ergebnisse werden abgespeichert und
danach ist die Kalibrierung fertig.
Anschließend
kann man dann das Ergebnis an jedem Monitor in einem Vorher/Nachher-Modus
entweder an einem softwareeigenen Beispiels-JPG, oder einem in das Programm
geladenen eigenen Foto überprüfen. In diesem Fall habe ich ein eigenes Foto
geladen. Danach war die Kalibrierung abgeschlossen und konnte abgespeichert
werden!
Zum
Abschluss kann man für jeden Monitor noch eine „Profilübersicht“ aufrufen, mehr
dazu unten.
Bei
dieser Darstellung des Fotos (die Kalibrierung war abgeschlossen und das
Programm geschlossen) kann man sehen, dass das Ergebnis der Kalibrierung gut
ausgefallen war. Bei jedem Neustart des Rechners wird ab sofort das
Abgespeicherte Monitor-Profil während des Startvorgangs geladen.
Vorraugesetzt
die Datacolor-Software bleibt auf dem Rechner installiert. Werden der/die
Monitore an einen anderen Rechner angeschlossen entfällt dieser Vorgang. Die
Software-Kalibrierung des Monitors ist also immer an den genutzten Rechner
gebunden. Man kann also durchaus einen stationären großen Monitor auch an
seinem mobilen Endgerät nutzen, vorausgesetzt es wurde auch eine Kalibrierung
des Monitors in Kombination mit dem jeweiligen Laptop durchgeführt!
Die Kalibrierung des 27
Zoll 4-K-Monitors
Die
Kalibrierung eines einzelnen Monitors läuft im Grunde genauso ab wie das
vorherige Beispiel auch.
Der
Rechner ist der gleiche wie der mit den zwei Monitoren, allerdings soll diesmal
ein 4-K-Monitor kalibriert werden.
Auch hier
wird erst die Raumhelligkeit gemessen und ein Zielwert für den Abgleich
festgelegt. Im ersten Durchgang wird dann auch hier erst die Helligkeit des
Backlights eingestellt.
Dann wird
die Kalibrierung durchgeführt…
…zum
Abschluss des Kalibrierungsvorgangs wird dann wieder das Vorher-/Nachher-Fenster
eingeblendet.
Hier
sieht man ein SW-Beispiel aus der Datacolor-Software als Vollbild.
Natürlich
habe ich auch hier wieder eigene Fotos in das Programm geladen.
Bei
dieser Montage sieht man den Vorher-/Nachher-Effekt ganz gut!
Anschließend
habe ich mir in der Profilübersicht noch einmal das Ergebnis der Kalibrierung
angesehen.
Die
Software bietet eine ganze Reihe weiterer Tools zur Überprüfung und Vermessung
des jeweiligen Monitors (s. Handbuch).
Des
Weiteren wird auch eine „Softproof-Simulation“ angeboten, z.B. wenn man seine
Fotos mit einem eigenen Farbdrucker ausdrucken will. Hier soll man einen Eindruck
gewinnen wie ein Foto nach dem Druck aussieht. Dieses Tool kennt man auch aus
anderen Bildbearbeitungs-Programmen oder RAW-Konvertern. Hierzu bietet
Datacolor eine Reihe ICC-Profile für verschiedene Drucker-Papier-Kombinationen
an. Man kann sich aber auch eigene ICC-Profile für diese Funktion ins Programm
laden und abspeichern. Da ich keinen Fotodrucker mehr nutze, konnte ich die
Qualität dieses Tools nicht prüfen.
Fazit
Die Firma
Datacolor bietet ein breites Spektrum an Test- und Kalibrierungs-Soft- und
Hard-Ware, unter anderem auch im Bereich Colormanagement an. Zusätzlich bietet
der Hersteller auch zahlreiche Anleitungen und Video-Tutorials zu dem Thema an,
so das der engagierte Fotografierende ausreichende Gelegenheit hat sich mit dem
Color-Management für die digitale Fotografie vertraut zu machen. Ich kann nur
jedem empfehlen dies konsequent zu tun, die Ergebnisse sprechen für sich! Hier
muss ich auch noch einmal eine grundsätzliche Anmerkung machen: Viele
Fotografierende haben kein Problem damit Jahr für Jahr viel, ja sehr viel Geld
für Kameras und Objektive auszugeben. Bei eigentlich essentiellem Zubehör wie
Graukarte, Farbtafel oder Kalibrierungshilfen wird dagegen konsequent gespart
oder sogar ganz darauf verzichtet, so dass es nicht verwundert welch abstruse
Thesen oder Vorgehensweisen teilweise in den zahlreichen Foren gepostet werden!
Der neue
SpyderX von Datacolor erfüllt seine Aufgabe in Verbindung mit der
Datacolor-Software sehr gut. Es war sogar möglich die beiden älteren Medion-Monitore
zufriedenstellend zu Kalibrieren. Vor dem Hintergrund der letzten Versuche mit
dem Spyder-3 scheint klar das sich die Sensortechnik stark verbessert hat, und
man davon ausgehen kann das die älteren Sensoren auch einem technischen Alterungsprozess
unterworfen sind, so dass es sich nach einer gewissen Zeit durchaus lohnt über
eine Neuanschaffung nachzudenken.
Da auch
das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt vergebe ich fünf Sterne
Fotos:
Doeblin
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